Leseprobe Éric Faye
Zimmer frei in Nagasaki
Mein erster Verdacht, der vor einigen Wochen aufgekommen war, zerstreute sich schnell. Aber einige Zeit später kehrte er unterschwellig zurück, wie ein Fliegenschwarm in der Abendluft, der sich entfernt, ehe man sich versieht, womit man es zu tun hat. Alles hatte begonnen mit der Gewissheit, ein bestimmtes Lebensmittel gekauft zu haben, das ich nicht wiederfand. Mein erster Reflex war natürlich Selbstzweifel. Es ist so leicht, sich einzureden, dass man im Supermarkt einen Artikel in den Wagen gelegt hat, obwohl man es bei der Absicht belassen hat. Es ist so verführerisch, die Tastversuche der Erinnerung der Müdigkeit anzurechnen… Was hat die Müdigkeit nicht schon alles entschuldigt!?
Beim zweiten Mal hatte ich zufällig den Kassenzettel aufbewahrt und konnte beweisen, dass ich keine Gespenster sah: Ich hatte sehr wohl den Fisch gekauft, der sich plötzlich in Luft aufgelöst hatte. Es war jedoch schwierig, aus dieser Beobachtung einen klaren Schluss zu ziehen, von einem Moment auf den anderen von einer verblüfften Neugierde zu einer ersten Erklärung zu gelangen. Ich war erschüttert. Das Inneremeines Kühlschranks war auf gewisse Weise die sich immer wieder erneuernde Matrix meiner Zukunft: Hier erwarteten mich die Moleküle, die mir in Form von Auberginen oder Mangosaft oder was auch immer die Energie der folgenden Tage geben würden. Meine zukünftigen Keime, Giftstoffe und Proteine warteten in diesem kalten Vorzimmer, und die Vorstellung, dass eine fremde Hand durch zufälliges Zugreifen einen Anschlag verübte auf den, der ich werden würde, verunsicherte mich zutiefst. [...]